Ein Raum Gottes im Lauf der Zeit ...
Plänen von Wolfgang Hagenauer
Adelhart
Gestaltung des neuen Altarraums
Ein Raum Gottes im Lauf der Zeit ...
Erst Ende des 12. Jahrhunderts, als der Salzbergbau am Dürrnberg wieder aufgenommen wurde, begann die Entwicklung der Stadt Hallein. Das Gebiet gehörte zunächst noch zur Pfarre Anif, bis im Lauf der frühen Stadtentwicklung Hallein zur selbstständigen Pfarre mit den Filialen Oberalm, Puch und Elsbethen erhoben und dem Stift St. Peter bis 1533 übertragen wurde. Der große Pfarrhof, im Kern gotisch und immer wieder überarbeitet und erweitert, und die großzügig dimensionierte Kirche zeugen von der historischen Bedeutung der Pfarre. Ab dem 19. Jahrhundert verkleinerte sich das Pfarrgebiet nach und nach dadurch, dass Filialkirchen in den Rang von Pfarrkirchen erhoben bzw. in neuen Stadtteilen Seelsorgestellen (eher den früheren Vikariaten ähnlich) und neue Kirchen errichtet wurden.
In Burgfried, den Gebieten der Stadtgemeinde am rechten Salzachufer bis zum Almbach, hat sich das Pfarrgebiet erweitert: Die dortigen Bauernhöfe östlich der Bahn gehören zur Pfarre Vigaun, die in den 1980er-Jahren errichtete dicht bebaute Siedlung Burgfried-Süd hingegen zu Hallein.
Baugeschichte |
Die Stadtpfarrkirche, die sich über der Stadt erhebt, zeigt Spuren der Geschichte des Kirchenbaus an dieser Stelle. Die erste, viel kleinere Kirche, wurde schon im 13. Jahrhundert durch einen neuen Bau im romanischen Stil ersetzt, von der nur mehr Teile des Eingangsportals erhalten sind. Vom gotischen Umbau der Kirche zeugen die Mauern des alten Presbyteriums im Osten der Kirche. Auch das zwölfeckige Taufbecken stammt aus der späten Gotik. Nachdem die Kirche baufällig geworden war, wurde der heutige Kirchenbau zwischen 1769 und 1777 nach dem Plan des Salzburger Baumeisters Wolfgang Hagenauer errichtet. Der neue Bau steht stilistisch am Übergang vom späten Barock zum Klassizismus. Bis zur Weihe der Kirche im Jahr 1800 wurde auch die Einrichtung geschaffen, wobei manche Statuen oder auch Grabdenkmäler aus der Vorgängerkirche übernommen wurden. Nähere Informationen zur Ausstattung der Kirche gibt der Kirchenführer „Hallein. Stadtpfarrkirche hl. Antonius der Einsiedler, Christliche Kunststätten Österreichs 521, Verlag St. Peter 2010.“
Beim Brand, der 1943 das Augustinerkloster am heutigen Standort des Gymnasiums ein paar hundert Meter südlich der Kirche zerstörte, brannte auch das Dach der Stadtpfarrkirche. Der Kirchturm aus dem 14. Jahrhundert wurde ebenfalls beschädigt und stürzte schließlich 1945 ein. An seiner Stelle wurde 1964/65 der neue Turm nach einem Plan von Jakob Adlhart neu errichtet und mit sechs Glocken ausgestattet. Bei einer großen Kirchenrenovierung 2004-2006 wurde ein neuer Altarbereich als Zentrum der Gottesdienstfeier geschaffen. Dadurch soll beim Gottesdienst die Versammlung der Gemeinde um den Tisch des Wortes (wo die Hl. Schrift verkündet wird) und um den Tisch des Brotes (für die Feier der Eucharistie) erlebbar werden.
Die „Gruber-Orgel“, benannt nach dem Komponisten des Weihnachtsliedes „Stille Nacht, heilige Nacht“, der in Hallein als Lehrer, Mesner und Musiker wirkte, wurde 2018 von der Orgelbaufirma Rieger, Vorarlberg, mit 30 Registern neu errichtet.
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Der Kirchenpatron |
Die Stadtpfarrkirche Hallein ist seit dem 14. Jahrhundert dem Hl. Antonius (Gedenktag 17. Jänner) geweiht, wohl seit dem Neubau der Kirche zusätzlich auch dem Hl. Hieronymus.
Der Hl. Hieronymus (Gedenktag 30.9.) wurde ca. 100 Jahre nach Antonius in Dalmatien geboren. In einem bewegten Leben widmete er sich dem Einsiedler- und dem Klosterleben, der Wissenschaft, arbeitete als Papstsekretär und gründete schließlich selber verschiedene Klostergemeinschaften. Sein bleibender Verdienst ist die erste Übersetzung der gesamten Hl. Schrift in die lateinische Sprache, die bis ins 20. Jahrhundert hinein ganz wesentlich Gottesdienst und Theologie der römisch-katholischen Kirche prägte. Er gehört daher zusammen mit den Heiligen Ambrosius, Augustinus und Gregor zu den „vier lateinischen Kirchenvätern“.
Es wird vermutet, dass er als Namenspatron des Erzbischofs Hieronymus Colloredo, in dessen Zeit die Stadtpfarrkirche errichtet wurde und der als Gegner allzu vieler Verzierungen auch den Stil der Kirche beeinflusst hat, zur Ehre als zweiter Kirchenpatron kam. Seine Darstellung am Hochaltar gegenüber der Statue des Hl. Antonius – als Asket, während sonst oft das Schreiben an der Bibelübersetzung Motiv seiner Bilder ist – hat auch Anlass zur Überlegung gegeben, dass gar nicht Hieronymus, sondern ein weiterer Wüstenmönch, der Hl. Paulus von Theben, ein Zeitgenosse des Antonius, dargestellt sein könnte. |
Die Halleiner Schwestern Franziskanerinnen |
1723 begann die Halleinerin Maria Theresia Zechner, sich mit Gleichgesinnten der Ausbildung von Mädchen und jungen Frauen aus armen Verhältnissen zu widmen. Als „Halleiner Schulschwestern“ mit franziskanischen Regeln übernahm die wachsende Gemeinschaft mehr und mehr soziale Aufgaben in Hallein und in der Erzdiözese Salzburg: Die Schwestern arbeiteten an vielen Orten in Kindergärten, Hauswirtschaftsschulen, Krankenhäuser und Altenheime. Manche Einrichtungen wurden auch von den Schwestern geführt.
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